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Get to Know: Ralph Schneider




EWIA-Gründer und -Geschäftsführer Ralph SchneiderWer sind die Köpfe hinter EWIA Green Investments? Was treibt sie an, was ist ihnen wichtig? Heute stellt sich Co-Gründer und -Geschäftsführer Ralph Schneider im Interview vor und schildert, wie und warum es zur Gründung von EWIA kam, was es mit dem African Dream auf sich hat – und welche Bücher ihn beschäftigen. Kurz nach dem Interview sitzt er schon wieder im Flieger nach Accra, Ghana.

Hallo, Ralph! Wie und warum wurdest du Unternehmer/Gründer?

Ich habe viele Jahre im Management von verschiedenen Unternehmen unter anderem bei Phoenix Solar, Royal Dutch/ Shell und verschiedenen Banken gearbeitet. Unternehmer bin ich aus mehreren Gründen geworden. Zum einen habe ich mich durch viele Vorgaben und Zwänge, sogar als Mitglied des Top-Managements in der Gestaltungsfreiheit doch sehr eingeengt gefühlt. Selbst als Vorstand einer börsennotierten AG unterliegt man unglaublich vielen Sachzwängen und Politik und Analysten bestimmen das Leben.

Mir geht es aber sehr um Gestaltungsspielraum und die Möglichkeit, Dinge unmittelbar, aktiv und gezielt umsetzen zu können. Aber was mir fast noch wichtiger ist, ist, dass ich die Werte, hinter denen ich stehe und die mir wichtig sind, in „meinem“ eigenen Unternehmen leben darf und etwas bewirken kann. Ich denke z.B. nicht schon an Exit, bevor man überhaupt gegründet hat und an steueroptimierte Strukturen über Malta und Mauritius, bevor der erste Euro überhaupt verdient wurde. Mir geht es vielmehr darum, ein nachhaltiges, solides mittelständisches Unternehmen aufzubauen, das langfristig international erfolgreich ist. 

Ist EWIA deine erste Gründung?

2012 hatte ich bereits eine internationale Projektentwicklungsgesellschaft für Solarkraftwerke zusammen mit einer Venture Capital-Gesellschaft gegründet. Außerdem habe ich das Management- Buyout eines Tochterunternehmens zusammen mit einer in London ansässigen Investmentgesellschaft umgesetzt. Aber auch da bin ich wieder bei Themen wie Gestaltungsspielraum und Werte schnell an Grenzen gestoßen. 2018 ist dann endgültig der Entschluss gereift, doch etwas vollständig Eigenes aufzubauen. 2019 liefen dann bereits alle Vorbereitungen auf Hochtouren. Im Februar 2020 haben wir, kurz vor dem Corona-Ausbruch, gegründet. Ich bin sehr dankbar, mit Wolf-Dietrich Fugger, Timo Schäfer, aber auch mit unserem Beirat Manfred Bächler in einem Gründer-Team zu arbeiten, das neben den erforderlichen Persönlichkeiten auch eine sehr ähnliche Impact-getriebene Philosophie verfolgt. So etwas findet man selten.

Welches Problem möchtest du mit deinem Unternehmen in allererster Linie lösen?

Wenn ich sehe, dass in Afrika kein Unternehmen oder größerer Haushalt aufgrund instabiler und fehlender Stromversorgung ohne Dieselgenerator auskommt und das auf dem sonnenreichsten Kontinent der Welt, dann verstehe ich diese Welt nicht mehr. Wir als EWIA wollen eine CO2-freie, unterbrechungsfreie Stromversorgung für mittelständische Unternehmen in Afrika darstellen und dies auch noch kostengünstiger als mit herkömmlichen, fossilen Lösungen. Überall, wo ein Dieselgenerator brummt und die Luft verpestet, kann eine Solaranlage von EWIA stehen.


Ihr seid auf Afrika fokussiert und deine Leidenschaft für Afrika ist kaum zu übersehen. Was begeistert dich so an Afrika?

1990 bin ich erstmals nach Westafrika gekommen. Das war so die Initialzündung. Damals bin ich mit einem vormaligen LKW der Rallye Paris-Dakar von München aus gestartet und habe die Sahara durchquert. Dann folgten Reisen von Kenia über Tansania, Simbabwe, Sambia bis Südafrika. Geschäftlich bin ich seit 2013 in Afrika engagiert. Ich könnte jetzt sagen, Victoriafälle in Simbabwe, Ngorongoro-Krater in Tansania, der Kilimandscharo in Kenia, badende Elefanten im Sambesi, lange nächtliche Wüstenfahrten durch den Niger, die Tierwelt und die Landschaft im Allgemeinen. Was mich aber besonders fasziniert, ist der Optimismus der Menschen, das Vertrauen auf eine bessere Zukunft und dass man viel bewegen kann. Allgemein die Lebensfreude, die sich auch im Singen und Tanzen ausdrückt.Meine zweite Leidenschaft sind erneuerbare Energien und so lag der Gedanke nahe, einfach beides zu vereinen. 

Was kann Europa von Afrika lernen?

Wenn ich vier Wochen in Afrika war, relativieren sich viele vermeintliche Probleme, die wir in Europa haben, sehr schnell. Man bekommt wieder einen Blick für das Wesentliche. Dann weiß ich, was es heißt, wirklich Unternehmer zu sein. Fast jeder zweite, gesunde, junge Mensch, der etwas Schulbildung hat und ein klein wenig Startkapital, möchte selbst Unternehmer sein. Es ist selbstverständlich, dass man auch zwei oder drei unterschiedliche Businesses nebeneinander betreibt. Wir reden immer vom American Dream, aber es gibt auch einen African Dream. Das hat aber auch zur Folge, dass es unglaublich schwierig ist, gut ausgebildete Menschen für eine feste Anstellung zu begeistern. Dabei ist der Frauenanteil, also der der Unternehmerinnen, extrem hoch. Wir reden da in Ghana von 40% und mehr. Familienverbände und der Zusammenhalt der Familie spielen eine besondere Rolle. Kinder sind sehr wichtig. Auch in Familien mit hohem Bildungsstand und gutem Einkommen. Unser Geschäftsführer in Ghana hat vier Kinder und unser Geschäftsführer der Infrastruktur ebenfalls. Das Durchschnittsalter in Europa liegt bei ca. 42 Jahren in Deutschland über 44 Jahren. Wir sind das Altenheim der Welt. Der wichtigste Treiber für Wirtschaftswachstum ist aber die demographische Entwicklung. Afrika verfügt über eine unglaubliche demographische Rendite. Das Durchschnittsalter in Afrika liegt bei ca. 19,5 Jahren. Bildung und Ausbildung wird ein hoher Wert zugewiesen. Es wird nicht als Selbstverständlichkeit angesehen. Es gibt keine Vollkasko-Mentalität.Das lokale Management von EWIA geht abends noch drei Mal die Woche zur Schule und das im Alter von über 40 Jahren.

Wenn du nicht bei EWIA arbeiten würdest, wo dann?

An lukrativen Angeboten oder an Alternativen fehlte es tatsächlich nicht. Als ehemaliger Investment-Banker war die Versuchung groß, wieder im Management einer Investment-Gesellschaft zu arbeiten. Bei Sondierungsgesprächen mit durchaus spannenden Firmen war aber schnell klar, dass das Wort “Impact Investments” für viele Unternehmen lediglich eine nette Verpackung ist. Und da sind wir wieder beim Thema Werte und „etwas bewirken“. Zum Unternehmertum gab es letztendlich keine ernstzunehmende Alternative.

Hast du Vorbilder im weitesten Sinne?

Da fällt mir eindeutig Helmut Schmidt ein. Eine Persönlichkeit, die mich nach wie vor noch fasziniert. Er verkörpert für mich einen geradlinigen Hanseaten mit Haltung, der auch den Mut hatte, unpopuläre und unangenehme Entscheidungen zu treffen. Außerdem wirtschaftlich sehr kompetent, ein Macher, der Dinge durchdenkt und sich möglichst wenig von reinen Emotionen leiten ließ. Aber mich haben auch Menschen wie Alfred Herrhausen und anfangs auch John F. Kennedy sehr interessiert.

Was hältst du für die wichtigste Erfindung der Menschheit?

Ich denke, das sind die Entdeckung und Beherrschung des Feuers und die Erfindung des Rades. Aber auch Schriften und Buchdruck halte ich für sehr wesentlich. Aber eine Erfindung ist niemals gut oder schlecht, sondern es ist entscheidend, was man daraus macht.

Welches Buch hat dich am meisten geprägt und welches ist das letzte Buch, das du gelesen hast?

Bücher haben mein Leben von Kind auf geprägt und Bibliotheken haben mich schon immer magisch angezogen. Die Themen und Inhalte haben sich im Laufe der Jahre sehr gewandelt. Aber spontan würde mir von Simone de Beauvoir „Alle Menschen sind sterblich“ einfallen. Nicht das spannendste Buch, aber es führt sehr gut vor Augen, dass viele Dinge relativ und endlich sind. Königreiche kommen und gehen. Das letzte Buch, das ich gelesen habe, ist in das vom Tansania-stämmigen Bundestagsabgeordneten Joe Chialo, „Der Kampf geht weiter“, und davor „Africa First“ von Martin Schöller. Und ich habe gerade ein Buch von Henning Mankell, „Das Auge des Leoparden“, vor mir liegen. 

Wenn du einen Wunsch, zum Beispiel bei einer guten Fee, frei hättest? Was wäre das?

Da bin ich Egoist. Zusammen mit meiner Frau und meinen Kindern gesund und ohne finanzielle Sorgen alt werden und meinen Kindern und Enkeln eine bessere Welt hinterlassen als die, die wir vorgefunden haben. Das waren zwar zwei Wünsche, aber ich verhandle halt gerne und der zweite Wunsch ist ja nicht ganz so egoistisch.

Und wo begegnen wir dir am Wochenende oft?

Als gebürtiger Saarländer bin ich natürlich Wein, kulinarischen Genüssen und französischem Savoir-vivre zugetan. Also halte ich mich sehr gerne in einem guten Restaurant oder schlichtweg bei Sonnenschein in einem Straßencafé auf. Am liebsten mit Freunden oder mit der Familie. Und sonntags morgens findet man mich im Wald, da ich mein Lauftraining nicht vernachlässigen will und die Kalorien dann wieder abbauen muss. Ralph, wir bedanken uns für das Gespräch!

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